Tierschutz

Hamster retten kann ich auch, oder?

Diesen Satz höre ich leider immer wieder. Man guckt bei den Kleinanzeigen durch, findet ein Notfellchen in der Nähe - am besten direkt mehrere - und nimmt sie auf. Zack, ich habe sie gerettet! Toll oder? Und wenn ich nun eben gerade kein Platz gerade habe, kommen sie halt vorrübergehend in einen Miniknast!..

Warte Mal.. da habe ich den Hamster doch gerade rausgeholt? Richtig!

Hamster retten ist nicht gleich Hamster retten. Was für eine Verantwortung da auf einen zu kommt, unterschätzen die meisten.

Besonders bei Hamstern, die zu Zweit oder mehr gehalten werden, können Verletzungen vorhanden sein, die sofort behandelt werden müssen. Bisswunden, Brüche, Prellungen, Entzündungen und Tumore. Eine Schwangerschaft ist ebenso nicht zu unterschätzen! Besonders, wenn es kurz bevor steht, und sie durch den Umzug noch gestresst wird. Nimmt sie die Kinder an? Kann ich entsprechend handeln, wenn sie die nicht annimmt? Was, wenn die Mutter verstirbt? Habe ich genügend Kentnisse, um die Kleinen aufzuziehen? Darüber denken die meisten gar nicht nach. Und besonders: Kann ich die Babies danach überhaupt trennen? Habe ich so viel Platz? Auch Wet Tail ist da ein eventuelles Thema, was innerhalb von 48 Stunden zum Tode führt. Habe ich genug wissen, um das zu erkennen?

Zusätzlich können natürlich noch Milben oder andere Krabbeltiere dabei sein!

Ihr merkt hoffentlich schon - ganz so einfach, wie viele es sich vorstellen, ist es nicht.

"Einfach" Hamster retten ist eben nicht "Einfach" Hamster retten. Man sollte sich die Frage stellen, aus welcher Intention man dies macht. Tierschutzgedanke? Die Tiere tun einem Leid? Man möchte bewundert werden?

Der Tierschutzgedanke ist natürlich lobenswert. In Kooperation mit erfahrenen Leuten, Pflegestellen oder ähnliches kann es auch gut gehen. Man muss aber beachten, dass es unglaublich viele Vermehrer gibt.. Leute, die mit diesen kleinen Wesen, Geld verdienen wollen. Heißt, wenn man 40€ für den kleinen im Miniknast ausgibt, könnten die Leute darauf kommen, dass man damit Geld verdienen kann .. "Ach dann packe ich mir einfach zwei Hamster in ein Käfig und züchte mal ein bisschen".. Das ist kontraproduktiv. Oftmals erkennt man auch die Vermehrer nicht sofort. Kriege ich den Hamster vermittelt? Kann ich einen artgerechten Platz bieten, falls es nicht der Fall ist? Habe ich das Geld für Tierarzt, Medikamente und co? (Das kann richtig teuer werden!). Was besonders fatal ist: Ihr verwehrt mit der eifrigen Einstellung, unbedingt und auf Biegen und Brechen ein Hamster retten zu wollen, dem Hamster einen Platz bei jemanden, der sich dem wirklich annehmen kann.

"Das Wichtigste ist, dass sie daraus kommen". Das ist es eben nicht. Besonders nicht, wenn er dann wieder in einem Miniknast kommt. Da stellt sich mir immer wieder die Frage: Möchte man dem Hamster helfen oder nicht? Wenn nicht, warum mach ich das? Weil mich dann alle toll finden? Die kleinen Fellpopos sind Lebewesen, die Bedürfnisse haben, versorgt werden müssen und genauso ein Recht auf ein "artgerechtes" Leben haben wie wir auch - sie können es sich nur nicht aussuchen.

Jeder fängt klein an, gar keine Frage! Das hat jeder von uns. Learning by Doing ist da sicherlich hilfreich, aber es sind, wie gesagt, Lebewesen. Eine erfahrene Person an der Seite ist da die beste Wahl - und dabei meine ich nicht "erfahrene Leute", die Hamster als Schwanger kennzeichnen, wo deutlich Hoden zu sehen sind.

Helfen könnt ihr auch, indem ihr Pflegestellen unterstützt! Egal welche seriöse(!) Pflegestelle, sie tun alles um Hamster zu retten. Wenn ihr letztlich die Hamster dorthin fahrt, Geld oder Futter spendet, den Kontakt herstellt oder ein Hamster adoptiert, tragt ihr einen genauso wichtigen Anteil an der Rettung bei, denn anders wäre das gar nicht möglich.

Bitte unterschätzt es nicht - der Hamster wegen!